Wie ein Art Director für Marvel und Disney sein Setdesign mit SketchUp optimiert
Art Director Luke Whitelock verrät uns, wie er typische Arbeitsabläufe von Architekt:innen für die Entwicklung von Filmsets zu Hilfe nimmt.
Sicher haben auch Sie schon den einen oder anderen Disney-, Marvel- oder Warner-Bros-Film gesehen. Und wenn das der Fall ist, dann kennen Sie auch die Designs von Luke Whitelock. Am bekanntesten ist der in Großbritannien ansässige Art Director wohl für seine Arbeit an Avengers: Infinity War und Inception – Filme, die nicht nur Spaß machen, sondern vermutlich noch viele Jahre an Filmschulen besprochen werden. Damit solche visuellen Meisterwerke entstehen können, müssen bereits die Filmsets optimal gestaltet werden. Luke Whitelock kombiniert dafür Tools auf dem iPad und Sci-Fi-Kitbashing, um seine Arbeitsabläufe zu optimieren und ungewöhnliche Geometrien zu schaffen.
Luke Whitelock wechselt bei der Gestaltung seiner Entwürfe zwischen den bestehenden Räumen und konzeptuellen 3D-Modellen und stützt sich auf iPad- und Desktop-Modellierung, vorgefertigte Sci-Fi-Komponenten, 2D-Dokumentation und 3D-Druck. Dass es dabei Überschneidungen zur Arbeit eines Architekten gibt, ist eigentlich nicht überraschend.
Bautechnik in der Filmindustrie
Die Technologien für Architektur, Ingenieurswesen und Bauindustrie wurden im Laufe der Zeit oft so angepasst, dass sie auch bei der Entwicklung von Filmsets genutzt werden können. Auch Luke Whitelocks Arbeitsabläufe profitieren davon. Anfangs entwickelte er die Kulissen analog auf großen Reißbrettern, aber inzwischen entstehen sie komplett in 3D und mit SketchUp.
Die Filmindustrie erlebt derzeit einen Boom. Alle großen Studios in Großbritannien expandieren, finden jedoch nicht genug Fachkräfte für ihre Projekte. So interessieren sich auch immer häufiger Architekt:innen, die das klassische Architekturstudium durchlaufen haben, für die Branche und werden dort dank ihrer umfassenden Modellierungskompetenzen gern genommen. Auch das Vermessen von Gebäuden und Räumen sowie das Erstellen von akkurat bemaßten Zeichnungen sind beim Bau von Filmsets gefragt.
Luke Whitelock modelliert auf dem iPad
Vom Skizzenblock zum iPad
Wenn Luke Whitelock 3D-Modelle für ein Filmset entwickelt, vermisst er zuerst die für den Film vorgesehenen Räume und achtet dabei auf Details wie Türen, Wände und Decken, damit er seine kreative Arbeit auf Grundlage der richtigen Daten beginnen kann.
Anfangs verließ er sich dabei auf den guten, alten Skizzenblock, den noch so viele von uns kennen. Es dauerte Tage, bis er wieder im Studio saß und ein erstes 3D-Modell aus diesen Zahlen erstellen konnte – vorausgesetzt, er konnte seine eigene Handschrift noch lesen. Doch in der Filmbranche muss alles schnell gehen, und Luke Whitelock brauchte einen besseren Prozess.
Im Jahr 2022 veröffentlichte SketchUp eine Modellierungsapp für das iPad. Und damit konnte der Art Director seine Arbeitszeit in den Studios halbieren und die Stunden vor dem Computer, während derer er die Maße eingab, gleich ganz einsparen. Er ist jetzt zum Vermessen nur noch mit dem iPad unterwegs und kann sogar schon vor Ort akkurate, umfassende Grundrisse erstellen, ohne ins Büro zurück zu müssen. Auch wenn er und sein Team sich mit den Filmregisseur:innen treffen, haben sie immer das iPad dabei, um zu zeigen, wie sie die Sets zum Leben erwecken möchten. In diesen Meetings lassen sich die gewünschten Änderungen sofort in das Modell einarbeiten, und über SketchUp Scenes haben alle Beteiligten die Möglichkeit, sich das immer aktuelle Modell aus allen Ecken und Winkeln anzusehen.
„SketchUp für iPad ist ein tolles Tool für unterwegs, mit dem ich meinen Arbeitsablauf optimieren kann. Mit dem Apple Pencil fühlt es sich an, als würde man ganz normal zeichnen. Aber in 3D. Die Oberfläche ist intuitiv, und ich finde es großartig, dass man die Dropdown-Menüs so einfach minimieren und erweitern kann. Außerdem muss man SketchUp für iPad nicht groß neu erlernen. Man weiß gleich, wie es funktioniert.“
Video einer Sci-Fi-Kitbash-Umgebung in SketchUp
Vom iPad zurück ins Büro
Wenn Luke Whitelock die Räume vor Ort vermessen und modelliert hat, kehrt er ins Studio zurück. Meist hat er dabei schon eine erste Idee im Kopf. Er wechselt zur Desktop-Anwendung von SketchUp und öffnet die auf dem iPad erstellten Grundrisse. Damit spielt er erst einmal herum.
„Mein kreativer Prozess ist ähnlich wie beim manuellen Skizzieren, aber die vorgefertigte Geometrie macht es schneller und einfacher. Das ist das Tolle an SketchUp: Ich kann solange herumspielen, wie ich will, kann die Dinge verschieben und kleiner und größer machen.“
Sci-Fi-Komponenten auf dem iPad bearbeiten
Die vorgefertigten Komponenten aus seiner Bibliothek kann der Art Director immer wieder einsetzen, um komplexere Formen zu gestalten. Das nennt man Kitbashing oder Modelbashing: Man kombiniert vorgefertigte Teile, um neue Konzepte zu gestalten, spart Zeit und sorgt gleichzeitig dafür, dass Fehler vermieden werden. Luke Whitelock hat Greebles in Form von Sci-Fi-Technologie und -Gadgets, die in 3D gedruckt und auf jeder Oberfläche eingesetzt werden können. Da sich auch die Größe solcher Grundformen einfach verändern lässt, beschleunigt sich der Arbeitsablauf. Luke Whitelock beginnt mit kleinen Elementen, und erst wenn er und alle Entscheider:innen zufrieden sind, entscheidet sich die Größe.
„Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich Sechskantschrauben, Fensterflügel oder viktorianische Türen brauche. Das Gute ist, dass ich sie nur einmal zeichnen muss – und dann für immer da habe. Ich habe immer eine große Datei mit den wichtigsten Komponenten geöffnet, sodass ich die einfach in mein aktuelles Modell ziehen kann.“
Mit LayOut die 2D-Dokumentation erstellen
Luke Whitelock empfiehlt, so früh wie möglich mit der Arbeit in LayOut zu beginnen, dem 2D-Dokumentationstool von SketchUp. Sobald man ein einfaches Modell entwickelt hat, sollte man die 2D-Standardansichten mit Aufrissen und Szenen einrichten und diese Szenen als Ansichten in LayOut festlegen. Was auch immer für Details im 3D-Modell hinzugefügt werden – wie Fenstergriffe oder Türknäufe: Das Modell bleibt dynamisch mit der LayOut-Datei verknüpft. Auch wenn LayOut einmal nicht läuft, werden diese Details aktualisiert, sobald das Programm wieder geöffnet wird. Wenn also jemand um ein Grundriss bittet oder die Höhenangaben wissen möchte, sind diese Daten und Zeichnungen ganz einfach zu finden.
„Es gibt Leute, die ganz merkwürdig arbeiten, zum Beispiel erst in Rhino, dann für die 2D-Pläne in Vectorworks oder AutoCAD. Aber wenn Änderungen am Modell vorgenommen werden, muss man ja auch die 2D-Dokumentation immer wieder anpassen. Ich benutze einfach LayOut. Wenn meine Chefin kommt und fragt, ob ich ihr schon mal alles geben kann, was ich für den Aufriss habe, ist das gar kein Problem. Ich öffne LayOut und drucke die entsprechenden Infos aus. Das war‘s.“
Diese Bilder zeigen einen Korridor mit und ohne fertige Oberflächen und Farben.
Ein eigener Stil
Filme wie Alien und Event Horizon – Am Rande des Universums haben Luke Whitelock damals gezeigt, dass er selbst kreativ arbeiten und Setdesigner werden wollte. Er verfolgt einen eher groben, ungeschliffenen Stil mit viel negativem Raum. Feine Linien sind nicht sein Ding. Das zeigt sich auch in vielen der Avengers-Filme: Die Waffen umschließen oft die Hände der Figuren, und die Raumschiffe sind industriell gehalten, aber mit hexagonalen Leerräumen, die aussehen, als könnte man einfach hinaus in den Weltraum treten. Es ist ein fast paradoxer Stil, der gleichzeitig schwer und leicht wirkt.
„SketchUp ist so intuitiv, dass meiner Kreativität nichts mehr im Wege steht. Ich kann meine Ideen ganz schnell zum Leben erwecken.“
Einführung in Sci-Fi-Kitbashes für die Modellierung harter Oberflächen in SketchUp
Wären Sie auch gern Setdesigner:in?
Mit Sci-Fi-Kitbashes können Sie im Handumdrehen Ihre eigenen Filmsets modellieren. Luke Whitelock zeigt Ihnen, wie Sie Entwürfe in 3D erstellen und Ihre Modelle in funktionierende Bauzeichnungen umwandeln. Er hat zum Beispiel ein einstündiges Tutorial über ein Set mit einem futuristischen Raumschiff aufgezeichnet. Mit den bereitgestellten Komponenten können Sie während der Wiedergabe des Videos in SketchUp seine Schritte nachverfolgen. Sie erfahren sogar, wie Sie das Modell mit V-Ray beleuchten und ein Post-Processing in Photoshop machen. Gestalten Sie Portfolio-Elemente für Ihre eigene Karriere im Setdesign oder testen Sie einfach aus, was alles möglich ist.
Auf der Website von Luke Whitelock finden Sie das Tutorial, das SketchUp-Modell für den Sci-Fi-Korridor, über 80 Sci-Fi-Komponenten, Raw-Render-Exporte und Photoshop-Dateien. Trainieren Sie Ihre SketchUp-Muskeln und werden Sie kreativ.
Sie brauchen SketchUp, um an dem Tutorial teilzunehmen. Versuchen Sie es erst einmal mit einer kostenlosen 30-Tage-Testversion oder entscheiden Sie sich gleich für ein passendes Abonnement. SketchUp für iPad ist Teil der kostenlosen SketchUp-Testversion und gehört auch zu jedem kostenpflichtigen Abonnement.