Neun Workflow-Tipps für die klassische Architekturmodellierung
Holygon ist ein schwedisches Unternehmen, das sich auf die Erstellung historisch genauer digitaler Modelle für den 3D-Druck spezialisiert hat. Beim 3D Basecamp 2018 demonstrierten die Gründer Anders Lyhagen und Felix Heuman, wie sich städtische Räume für den 3D-Druck genau modellieren lassen. Hier teilen sie ihre Workflow-Tipps mit der gesamten SketchUp-Community.
Unsere Vorgehensweise ist bei jedem Projekt gleich. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir einen griechischen Tempel modellieren oder Schwedens größtes, farbiges 3D-Stadtmodell produzieren. Jedes Projekt beginnt mit einer sorgfältigen Planung. Für die Modellierung klassischer Strukturen hat sich der folgende Workflow als sinnvoll erwiesen, der sich größtenteils aber auch auf andere Projekte übertragen lässt.
1. Kontrollieren Sie den Ausdruck
Wir zeichnen unsere ersten Entwürfe von Hand, bis wir das Design fertigstellen. Wir folgen traditionellen Prinzipien und verwenden traditionelle Elemente: Sockel, Säulen, Gebälk … aber das Design ist immer unser eigenes. Damit wir die volle Kontrolle über den Ausdruck haben, kreieren wir jedes Element von Grund auf.
2. Verwenden Sie hochwertige Referenzen
Wir scheuen keine Mühe und suchen stets nach den hochwertigsten Maßzeichnungen einer bestimmten Ordnung. Das kann manchmal Wochen dauern. Für unsere ionische Ordnung verwendeten wir beispielsweise hochauflösende Scans der originalen Vermessungen von Stuart & Revetts „Antiquities in Ionia“ von 1764–66, die in der Online-Bibliothek von Heidelberg zu finden sind.
Mit diesen hochauflösenden Scans erweckte Holygon diesen ikonischen Tempel mit 300 Millionen Kanten zum Leben.
3. Sie müssen die Form in- und auswendig kennen
Sehen Sie genau hin. Dann noch einmal. Und noch einmal. Das Gesicht Ihrer Mutter kennen Sie gut – meinen Sie? Zeichnen Sie es doch einmal aus dem Gedächtnis. Die Dinge sind nicht, wie sie scheinen. „Sehen“ ist eine Kunst für sich. Sie zu erlernen, erfordert Mühe.
Bei Holygon beginnt jedes Projekt auf dem Papier, bevor es in SketchUp modelliert wird. Wir kreieren jedes einzelne Element von Grund auf neu.
4. Kennen Sie Ihre Tools
SketchUp bietet stets mehrere Lösungen für jede Herausforderung. Die Auswahl geeigneter Methoden ist ein intuitiver Prozess, bei dem das zu erreichende Ziel eine wichtige Rolle spielt. Dafür müssen Sie Ihre Tools kennen. Mit etwas Erfahrung können Sie die simplen Bestandteile ziemlich schnell erledigen und sich auf die Herausforderungen konzentrieren. Wir diskutieren oft, wie man eine bestimmte Form erzielt, bevor wir überhaupt den Computer einschalten.
Bei Holygon nutzen wir oft Programmierung als ein Modellierungstool. Unsere Flowify-Erweiterung ist ein solches Beispiel. Mit Flowify konnten wir 3D-Festkörper auf doppelt gekrümmte Oberflächen setzen, wie z. B. Schuppen auf einen Fisch.
Eine 3D-Darstellung einer goldenen Artischocke mit Sockel, die mit Holygons Erweiterung Flowify erstellt wurde.
5. Zeichnen Sie Konturen
Beim Zeichnen von Kurven verwenden wir so viele Segmente wie möglich. Jede Kurve oder Fläche wird dann gruppiert, auf ein separates Layer verschoben und für die spätere Verwendung ausgeblendet. Wir zeichnen im Allgemeinen so viel wie möglich in 2D, bevor wir auf 3D umsteigen. Das Zeichnen in 2D kann länger dauern als das Fertigstellen von 3D-Volumen, aber wir machen es uns so einfach wie möglich.
Eine „Röntgenansicht“ von Holygons Fort Doris zeigt den Innenhof. Die filigranen Zacken bilden einen spannenden Kontrast zu den blockartigen Mutuli der Fassade.
6. Setzen Sie auf solide Modellierung
Um Designs drei Dimensionen zu verleihen, extrahieren wir Kopien der 2D-Umrisse und verwandeln sie mit Push-Pull, Sweeping, Lofting, Flowifying in 3D-Modelle. Wir verwenden eine Vielzahl an Erweiterungen. In der Regel arbeiten wir in drei oder noch mehr SketchUp-Instanzen gleichzeitig, um die Dateien nicht zu überladen, während die internen Prüfungen in SketchUp ausgeführt werden. Eine solide Modellierung erfordert Disziplin. Die Prinzipien sind nicht einfach zu erlernen, aber es lohnt sich.
7. Verwenden Sie Komponenten
Das dient nicht nur der Performance, sondern auch der Modellverwaltung. Das Komponentenprinzip gilt auf mehreren Abstraktionsebenen: Ein symmetrisches Gebäude kann in acht Achteln dargestellt werden, von denen jedes eine Komponente ist. Alle 3D-Modellierungsanwendungen verwenden eine Art von Komponenten, aber die Komponentenverwaltung von SketchUp ist und bleibt die beste.
8. Kombinieren Sie unabhängige Teile
Nachdem wir die schwierigsten Teile einzeln fertiggestellt haben, importieren wir ein gescanntes Bild unserer gerasterten endgültigen Kompositionszeichnung. Danach führen wir die einzelnen Teile zusammen. Wir können Teile aus früheren Projekten wiederverwenden und sie im Laufe der Zeit retuschieren. Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich eine Struktur entfaltet.
9. Stellen Sie das Modell fertig
Sobald wir zufrieden sind, kombinieren wir die Teile, die funktional integriert werden sollen, wie z. B. den Säulenschaft, zu festen Verbindungen. Wir verkleinern das Ergebnis auf die beabsichtigte Größe. 3D-Form ist von größter Bedeutung. Deshalb verwenden wir in der Regel wenige oder gar keine Materialien. Wenn wir Materialien verwenden, dann einfarbig. Wir teilen druckbare Modelle in Teile auf, verwandeln sie in Festkörper, bevor wir sie zum 3D-Druck herausgeben.
Zu sehen, wie eine Skizze als genaues, 3D-gedrucktes Modell zum Leben erweckt wird, ist einfach großartig. Das ist der beste Beweis dafür, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat.
Anders Lyhagen und Felix Heuman begutachten während der Enthüllungsfeier ihr 3D-gedrucktes Modell der schwedischen Stadt Landskrona.
Möchten Sie noch mehr über die Arbeitsweise von Holygon erfahren? Sehen Sie sich ihre Präsentation vom 3D Basecamp 2018 an.