10 Tipps zum Modellieren großer Designprojekte
Projektbild mit freundlicher Genehmigung von DRMA
Haben Sie sich auch schon mal gefragt, wie Designprofis wunderschöne, aber vor allem funktionale Modelle erstellen? (Und welche, die auch noch schnell laden?!) Wir verraten Ihnen die Antwort.
Anders Hus Folkedal, Landschaftsarchitekt bei DRMA Architects, verrät uns 10 Tipps für das 3D Modellieren mit SketchUp. Er hat nicht nur eine Vorliebe für Technologie, Gaming, 3D-Visualisierung und VR, sondern hat auch bei Ramboll, einer der größten AEC-Firmen in Dänemark und weltweit, wertvolle Erfahrung gesammelt. Er ist in große und kleine Projekte involviert und erstellt 3D Modelle überwiegend in SketchUp. Mit Lumion kreiert er hochwertig gerenderte Standbilder, Fly-over und animierte Walkthroughs.
Wir wollten von ihm wissen, welche Tipps er für das Modellieren großer Projekte in SketchUp hat. Hier sind seine 10 Ratschläge.
1. Planen Sie im Voraus.
Vor einem Projekt sollten Sie sich fragen, was der Kern des Projekts ist und in welchem Kontext es stattfindet. Reduzieren Sie die Geländedetails in dem als Kontext definierten Bereich, indem Sie größere Dreiecke/Polygone verwenden. Fügen Sie den Kontext auf einem separaten Layer hinzu, da Modelle viel besser laden, wenn der Kontextlayer eingefroren ist. Wenn Sie Ihr Projekt in einer externen Rendering-Software wie Lumion visualisieren, sollten Sie die große Kontextgeometrie in eine separate SketchUp-Datei exportieren. So können Sie diese dann in Ihr Rendering-Programm importieren. Aber denken Sie daran, dass der SketchUp-Dateiursprung gleich sein sollte.
Bild mit freundlicher Genehmigung von M Moser Associates
2. Hi-Lo.
Sie sollten sowohl niedrig- als auch hochauflösende Luftbilder auf separaten Layern speichern. So können Sie im Textur-Editor die Bilder mit niedriger Auflösung bei Bedarf gegen die mit hoher Auflösung austauschen. Große Luftbilder speichern Sie am besten mit einem Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop. Wenn Sie die Bildqualität Ihres JPGs verringern, können Sie die Dateigröße reduzieren, ohne dass die Bildqualität darunter leidet.
3. Holen Sie sich für eine bessere Koordination frühzeitig die Zustimmung aller Beteiligten zum Modell ein.
Architekt:innen sowie Zuständige für die Gebäudetechnik sowie die bauliche Planung arbeiten am liebsten mit ihrer eigenen Software. Testen Sie vor dem 3D Modellieren, ob sich die Dateien aus der jeweiligen Software exportieren und importieren lassen. Dadurch vergewissern Sie sich, dass die Programme mit SketchUp kompatibel sind und keine Arbeiten verlorengehen.
Projektbild mit freundlicher Genehmigung von Ramboll/DRMA
Um die visuelle Stabilität zu verbessern und das Geometrie-Clipping beim Heranzoomen zu verringern, sollten Sie die Modellachse am Ursprung von SketchUp ausrichten. Insbesondere bei den kleineren Details in einem großen Stadtmodell können Schwierigkeiten auftreten, weil es zu Clipping kommt. Ich umgehe das Problem in der Regel, indem ich die Geometrie, die ich entwickeln möchte, kopiere und genau an der Stelle in eine neue SketchUp-Datei einfüge (Edit > Paste in Place). Sobald ich alle Details ausgearbeitet habe, kopiere ich sie und füge sie dann wieder in das Stadtmodell ein – wieder mit der Funktion zum Einfügen an der gleichen Stelle.
4. Gruppieren Sie Objekte mit Bedacht.
Am besten gruppieren Sie Objekte. Sie könnten beispielsweise Gebäude in Stadtblöcken zusammenfügen. Erstellen Sie ein System, das auf das gesamte Modell anwendbar ist. Wenn Sie alle modellierten Objekte einzeln oder die Explosionsgeometrie in einer einzigen Gruppe statt in vielen kleinen Gruppen speichern, wird das Ersetzen aller Objekte viel Ladezeit in Anspruch nehmen. Es ist stattdessen, wie gerade erläutert, viel effizienter, bestimmte Stadtblöcke erst zu ersetzen, nachdem sie geändert wurden. Nutzen Sie den Gliederungseditor (Outliner) von SketchUp, um Ihre Gruppen, Komponenten und Schnittebenen als hierarchischen Baum anzuzeigen. Sie finden ihn hier: Menu Bar > Windows > Outliner. Die Möglichkeit, Elemente neu anzuordnen, umzubenennen und auszublenden, erleichtert die Handhabung großer Modelle erheblich.
Gliederungseditor in SketchUp. Bild mit freundlicher Genehmigung von Ramboll & DRMA
5. Optimieren Sie die Renderansicht.
Heben Sie sich die Magie für später auf und sorgen Sie erst einmal dafür, dass Sie schneller zeichnen können, indem Sie unnötige Elemente deaktivieren, wie Profile, Tiefenansicht, Erweiterung, Endpunkte, Jitter, skizzenhafte Kanten und Schatten.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Ramboll & DRMA
Mit der Fast-Styles-Auswahl von SketchUp sind diese Funktionen automatisch deaktiviert, was Sie leicht an dem grünen Uhrensymbol erkennen. Erwägen Sie beim 3D Modellieren, die Qualität der Darstellungsstruktur und das Anti-Aliasing (eine Technik zur Glättung gezackter Linien) zu reduzieren. Gerade bei großen Modellen lohnt es sich, die „Fast Feedback“-Funktion zu aktivieren.
Optimieren Sie Ihre Grafikeinstellungen. Bild mit freundlicher Genehmigung von M Moser Associates
Legen Sie die Priorität Ihres Grafikprozessors fest (mehr dazu weiter unten), um die Leistung im Gegensatz zur Qualität zu optimieren. Ziehen Sie hierzu die Empfehlungen des Geräteherstellers zurate.
6. Wählen Sie Ihre Rendering-Software mit Bedacht aus.
Eine Rendering-Software erstellt aus einem 3D-Modell fotorealistische und nicht-fotorealistische Bilder. Ihnen steht eine Vielzahl an Rendering-Erweiterungen zur Auswahl, die in Kombination mit SketchUp funktionieren. Welche Eigenschaften sollen die gewünschten Ergebnisse aufweisen und was ist für die Arbeitsphase und den Projekttyp am besten geeignet? Benötigen Sie Standbilder (2D-Zeichnungen oder 3D-Bilder) oder Animationen (3D in Bewegung); Exporte mit hoher, mittlerer oder niedriger Auflösung; oder konzeptionelle oder fotorealistische Ergebnisse? „Für meine Arbeit bevorzuge ich eher Lumion oder TwinMotion, die sich sowohl für Animationen (3D in Bewegung) als auch für die Standbilder gut eignen“, so Folkedal.
Rendern Sie mit Sorgfalt. Projektbild mit freundlicher Genehmigung von Ramboll/DRMA
Bedenken Sie, dass das Plug-in Lumion LiveSync für SketchUp für Echtzeit-Rendering ähnlich wie Enscape sehr viel Rechenleistung in Anspruch nimmt. Für ein besseres Erlebnis sollten Sie die Rendering-Software ohne Livelink verwenden und stattdessen das SketchUp-Modell in regelmäßigen Abständen neu laden. Nutzen Sie die Zeit, während es lädt, um sich eine Tasse Kaffee zu holen.
7. Ordnung ist das halbe Leben.
Für den Fall, dass Sie sie später benötigen, speichert SketchUp alle Komponenten, Stile und Materialien, die Sie Ihrem Modell hinzugefügt haben – selbst wenn Sie sie gelöscht oder ersetzt haben. Wenn Sie sich also wirklich davon trennen möchten, müssen Sie SketchUp entsprechend anweisen. Mit der in SketchUp nativen „Purge Unused“-Funktion entfernen Sie nicht verwendete Elemente und reduzieren so die Dateigröße enorm, was wiederum die zum Speichern und Laden Ihres Modells benötigte Zeit verkürzt. Sie finden diese Funktion hier: Window > Model info > Statistics. Weitere Informationen finden Sie in diesem Artikel im Help Center.
Entfernen Sie nicht verwendete Geometrie, damit Ihr Modell nicht überladen ist. Modell mit freundlicher Genehmigung von Barton Malow
8. Ändern Sie die Einstellung der automatischen Speicherung.
Dies ist vielleicht etwas, was Ihnen noch gar nicht in den Sinn gekommen ist. Es lohnt sich kaum, ein großes Modell alle fünf Minuten automatisch zu speichern. Vergrößern Sie den Zeitabstand der automatischen Speicherung. Dies verringert die Bearbeitungszeit. Aber natürlich dürfen Sie keinesfalls Gefahr laufen, mehrere Stunden Arbeit zu verlieren. Finden Sie ein Mittelmaß, zum Beispiel alle 20 bis 25 Minuten.
Ändern Sie die Einstellung der automatischen Speicherung.
9. Ändern Sie den Ansichtmodus Ihres Modells.
Damit Ihr Modell schneller geladen wird, können Sie zwischen den Ansichtmodi wechseln: Vollstruktur-, Röntgen- und Whitebox-Modus (unter Verwendung des monochromen Stils von SketchUp).
Verwenden Sie beim Modellieren einen geeigneten Ansichtmodus. Modell mit freundlicher Genehmigung von M Moser Associates
Modellieren Sie vorhandene Elemente, auch wenn Sie es eigentlich nicht müssen. Fügen Sie vertraute Elemente in das Modell ein (das heißt sowohl in die Geometrie als auch Struktur), um die Kommunikation mit Ihrem Kunden und Team zu erleichtern. Und denken Sie dran: Haben Sie Spaß bei der Arbeit!
10. Nehmen Sie das Modell immer mit zu Meetings.
Ihr Modell sollte zusätzlich zu Ihren Renderings und Zeichnungen immer im Mittelpunkt bei Kunden- und Teamgesprächen stehen. Sie haben ja schließlich viel Mühe hineingesteckt. Also nutzen Sie es bestmöglich. Aus Erfahrung weiß ich: Mit dem Modell lassen sich verschiedene Stakeholder leichter auf einen Nenner bringen, um das Gespräch produktiver zu gestalten. Projizieren Sie es an die Wand oder zeigen Sie es auf einem Bildschirm.
Machen Sie das Modell zum Mittelpunkt des Gesprächs. Bild mit freundlicher Genehmigung von Ramboll
Extratipp: Schaffen Sie sich einen leistungsstarken Computer an.
Wenn Sie hier und da ein paar Minuten einsparen, summiert sich dies im Laufe der Zeit auf Stunden, die Sie anders nutzen könnten. Sie wissen am besten, welche Art von Arbeit Sie erledigen, wie Ihre Modelle entwickelt werden sollen und was Sie erreichen möchten. Vielleicht kommt für Sie das Cloud-Rendering für größere Projekte infrage? Nutzen Sie Cloud-Speicherlösungen wie Trimble Connect, um Speicherplatz auf Ihrem Computer freizugeben.
Auf diese Spezifikationen sollten Sie achten:
Zentraleinheit (Central Processing Unit, CPU): Dabei handelt es sich um das Gehirn Ihres Computers, das die meisten Eingabe- und Ausgabeoperationen ausführt. Die CPU wirkt sich auf die Verarbeitung Ihrer Befehle wie Mausklicks oder Tastaturbefehle aus und somit auch auf Ihr Modellierungserlebnis. Die 3D-Modellierung ist ein logischer Prozess, bei dem zum Beispiel Schritt 2 von der Existenz von Schritt 1 abhängig ist. Es kann nicht mehrere Kerne gleichzeitig zum Splitten und Crunchen von Aufgaben nutzen (Multithreading). Weitere Informationen finden Sie hier.
Grafikprozessor (GPU): Sie ahnen es bestimmt schon: Der Grafikprozessor ist die Verarbeitungseinheit, die für das Rendering zuständig ist. Sie entlastet die CPU und ermöglicht eine schnellere Bildwiedergabe und bessere visuelle Ausgaben.
Arbeitsspeicher (RAM): Hierbei handelt es sich um das Kurzzeitgedächtnis Ihres Computers, das die Informationen enthält, die Ihre CPU benötigt, um Aufgaben mit großem Speicherplatzbedarf auszuführen. Je größer und besser Ihr RAM, desto schneller die Modellierung und desto besser das Multitasking.
Informieren Sie sich über die erforderlichen Spezifikationen und Anforderungen für die Software, die Sie häufig verwenden, und treffen Sie eine fundierte Entscheidung darüber, was für Sie am besten funktioniert.
Zusätzliche Ressourcen – Wenn Sie etwas freie Zeit haben, empfehlen wir diese Präsentation über die massive Modellverwaltung von Dr. Matthew Nichols, der im Rahmen seiner Forschungsarbeiten an der University of Reading SketchUp verwendet hat, um das antike Rom zu modellieren.
In diesem Artikel präsentieren wir einige Projekte von Anders Hus Folkedal, die er während seiner Zeit bei Ramboll durchgeführt hat, während Sie in diesem Artikel seine Empfehlungen zu den 10 besten SketchUp-Erweiterungen für zusätzliche Produktivität finden.