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Von der Hochschule bis ins Architekturbüro: SketchUp als Werkzeug der Profis

Alaska, USA

Der Architekt Jack Danberg lernte SketchUp bereits während seines Studiums kennen – und integrierte es sofort in seine kreative Arbeit. Hier finden wir heraus, wie er sich SketchUp angeeignet hat und warum genau er es in allen Entwurfs- und Konstruktionsphasen als wertvolles Hilfsmittel ansieht. 

Architekt Jack Danberg.

Jack Danberg – Architekt und Gewinner der SketchUp Ascent Competition 2016.

In unserer schnelllebigen Arbeitswelt scheinen analoge Arbeitsweisen oft veraltet. Doch es bringt Vorteile, das gute alte Zeichnen per Hand mit neuesten KI-Technologien zu kombinieren. So bleibt man kreativ, davon ist Jack Danberg überzeugt. Er arbeitet als Architekt bei Bettisworth North und gewann bereits 2016 den SketchUp-Ascent-Preis für Studierende. Wir wollen von Jack Danberg erfahren, wie er zu SketchUp kam und warum unser Programm für ihn ein so wichtiger Bestandteil seines kreativen Workflows ist. Außerdem fragen wir, wie er seine Kreativität am Leben hält und wie neue Technologien die Zukunft der Architektur mitgestalten werden. 

Inspiration für Bauplaner:innen der nächsten Generation

Dass Jack Danberg eine erfolgreiche Zukunft bevorstand, war klar, seit er 2016 die SketchUp Ascent Competition gewann, einen Wettbewerb, der alle zwei Jahre bei der SketchUp-Benutzerkonferenz 3D Basecamp für Studierende aus Nordamerika und Europa ausgerufen wird. Zum ersten Mal fand er 2016 statt und dann erneut 2018 und 2022. 

Eine Jury hat im Vorfeld die schwere Aufgabe, aus den stets beeindruckenden Einreichungen fünf Finalist:innen auszuwählen, die die wir dann zum 3D Basecamp einladen. Dort präsentieren sie ihre Arbeit vor Branchenprofis und Konferenzbesucher:innen. Dieser Wettbewerb ist eine großartige Gelegenheit für die SketchUp-Community an den Hochschulen, ihre Arbeit mit anderen SketchUp-Begeisterten zu teilen und tolle Preise zu gewinnen. Und an Jack Danberg zeigt sich, dass solch eine Auszeichnung eine Sprungbrett in eine erfolgreiche Karriere sein kann. 

Den kreativen Funken nähren

Von Handzeichnungen bis zu KI-generierter Kunst: Jack Danbergs kreativer Prozess ist so abwechslungsreich, dass er Kunst- und Designstudierende genauso inspiriert wie langjährige Profis aus der Branche. Er ist inzwischen auch schon seit sieben Jahren als Architekt tätig und hat einiges zu sagen. Freuen Sie sich auf einen neuen Blickwinkel und seinen Input zu den Technologien der Zukunft. 

Rendering des Ilisagvik-College-Campus für Arktisforschung.

Wettbewerbsbeitrag für den Campus des Ilisagvik College, Haupteingang. In SketchUp modelliert und in Enscape gerendert. Bildquelle: Bettisworth North. 

Beginnen wir am Anfang. Was macht Ihr Unternehmen und welche Aufgaben übernehmen Sie dabei?

Ich arbeite bei Bettisworth North. Wir sitzen in Alaska und sind dort das größte Büro für Architektur, Landschafts- und Innenarchitektur. Wir gestalten alles von Flughäfen bis zu Picknick-Unterständen in Stadtparks. 

Ich persönlich bin als Architekt und Projektmanager angestellt und arbeite schon seit sieben Jahren an allen möglichen Projekten, meist in großen, interdisziplinären Teams. Meine Nische in der Firma, weil ich das wirklich gut kann, ist die konzeptionelle Gestaltung. Jedes unserer Projekte, ob ein Krankenhaus oder ein Toilettenhäuschen in einem Park, beginnt in SketchUp. SketchUp eignet sich einfach hervorragend für die Ideenfindung. 

Analoge Stift- und Markerzeichnung.

Analoge Stift- und Markerzeichnung von Jack Danberg.

Erzählen Sie uns etwas über sich selbst. Was interessiert Sie? Wie sind Sie in Alaska gelandet?

Ich bin nach Alaska gekommen, nachdem ich in Südflorida studiert hatte. Als Kind hatte ich allerdings schon immer den Sommer dort verbracht, auf dem Segelboot meines Großvaters in Südost-Alaska. Ich wusste immer, dass ich dort eine Weile leben wollte. Es gibt Architekturbüros in Alaska, aber keine Unis, an denen Architektur gelehrt wird. Deshalb freuen sich die Firmen immer über Berufsanfänger:innen. Zuerst wollte ich ein Jahr oder zwei bleiben, aber es hat mir so gut gefallen, dass ich fünf Jahre geblieben bin. Danach bin ich allerdings zurück nach Florida gezogen und arbeite jetzt seit zwei Jahren remote von hier aus. 

Was mich neben Architektur begeistert? Ich zeichne gern. An meinen Wänden hängen Tausende Zeichnungen. Das war meine erste Leidenschaft. Ich habe auch zuerst Kunst studiert. Außerdem schwimme ich gern – meine Mutter war früher Schwimmlehrerin. Nicht zu vergessen: gärtnern. Ich züchte Mangobäume – ein seltsames Hobby, ich weiß, aber in Florida bin ich nicht der Einzige. 

Mein Traum ist eine eigene kleine Hütte. Ich will ein Stück preiswertes Land kaufen, meine Hütte darauf setzen, eine Obstwiese pflanzen und meine eigenen Lebensmittel anbauen. Ich finde, es ist etwas ganz Besonderes, Land zu bewirtschaften und im Freien zu arbeiten.

So gesehen ist es ironisch, dass ich als Architekt arbeite, weil man den ganzen Tag am Computer sitzt und sich mit Technologien herumschlägt, die sich tagtäglich verändern. Ich mag ganz traditionelle Markerzeichnungen und Illustrationen der alten Schule. Ich habe so ein cooles japanisches Buch aus den 1970ern über Produktillustrationen. Es ist auch auf Japanisch geschrieben, sodass ich wirklich nichts verstehe, aber die Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Markerzeichnungen kann ich nachvollziehen. 

Konzept-Rendering für Miami Central Station. Ascent-Wettbewerbsbeitrag von Jack Danberg.

„Miami Central Station: A Train Hangar Proposal“ – Ascent-Wettbewerbsbeitrag. Innenansicht vom Gleis. Bildquelle: Jack Danberg.

Im Jahr 2016 haben Sie an der Ascent Competition teilgenommen – und gewonnen. Können Sie uns dazu etwas sagen?

Ich war gerade dabei, meinen Abschluss zu machen, als der Wettbewerb ausgeschrieben wurde. Und ich hatte all diese hochglanzpolierten SketchUp-Bilder fertig, die ich einreichen konnte. SketchUp ist das beste Programm, um schnell etwas zu produzieren. Für die konzeptionelle Gestaltung ist es einfach ideal.

Mein Entwurf war für einen Bahnhof in Miami. Es war ein Schienennetzwerk angedacht, mit dem Miami, Fort Lauderdale, West Palm Beach und Orlando für den Tourismus verbunden werden sollten. Die Städte schrieben also einen Wettbewerb aus, und der Gewinnerbeitrag sollte tatsächlich gebaut werden. 

Es war toll, dass es um ein echtes Projekt ging. Ich war damals gerade von Flughafendesign fasziniert. Flugzeuge stehen ja in Hangars, und in Bahnhöfen spricht man im Englischen auch von Hangars für die Züge. Daher meine Vorstellung: Die Züge sollten „hängen“. Oder schweben. Ich dachte mir: Wie könnte es aussehen, wenn sie – beziehungsweise die Gleise – an der Decke aufgehängt wären? Üblicherweise sieht man die Züge als Passagier:in direkt vor sich, wenn man einsteigt und wieder aussteigt. Ich dachte, es könnte interessant sein, wenn sie höher „hängen“ und man sie aus allen möglichen Perspektiven betrachten kann.

Konzept-Rendering der Miami Central Train Station. Außenansicht bei Nacht.
Konzept-Rendering der Miami Central Train Station. Haupteingang.
Konzept-Rendering der Miami Central Train Station. Fassade der Straßenansicht.
Konzept-Rendering der Miami Central Train Station. Einfahrt für die Züge.

„Miami Central Station: A Train Hangar Proposal“ – Ascent-Wettbewerbsbeitrag. Außenansichten. Bildquelle: Jack Danberg.

In Miami gibt es viel brutalistischen Beton. Das wollte ich aufgreifen, indem ich das Gebäude in eine Wabenstruktur aus Stahlbeton einwickelte. Das sorgt für einen attraktiven, gesprenkelten Beleuchtungseffekt und betont die Gleisebenen. Ich fand, dass das architektonisch einen interessanten Eindruck machen konnte.

Für die Präsentation nutzte ich SketchUp und ein Renderingprogramm. Damals gab es für SketchUp noch nicht viele. Ich hatte mich für Podium entschieden, und es war fantastisch, was man damit machen konnte. Ich weiß noch, wie verrückt es war, weil man das Rendering anstoßen musste und es dann ungefähr sieben Stunden dauerte, bis ein Bild fertig war. Ich habe es über Nacht laufen gelassen, immer in der Hoffnung, dass das MacBook nicht überhitzte. Damals gab es gerade ein Update in Podium, mit dem man seinem Modell künstliche Beleuchtung hinzufügen konnte. Das habe ich voll ausgenutzt und ziemlich stilisierte Neon-Cyberpunk-Bilder erstellt, in einem sehr illustrativen Stil.

Konzeptstudien von Ferienhütten im Mid-Century-Stil.

Ferienhütten im Mid-Century-Stil. Außenansichten. Bildquelle: Jack Danberg.

Wie sind Sie eigentlich zu SketchUp gekommen?

Das habe ich alles an der Hochschule gelernt. Im Kurs „Architectural Technologies“ haben wir verschiedene Entwurfssoftware kennengelernt und SketchUp war die erste. Wir sollten ein 3D-Modell für einen Teil eines berühmten Wolkenkratzers erstellen, nur einen Fensterrahmen oder so, und dafür Bilder und Abbildungen des echten Gebäudes nutzen.

Die Lehrkraft zeigte uns, wie SketchUp funktioniert und welche coolen Arbeitsabläufe es gibt, um aus dem fertigen SketchUp-Modell Renderings und die Dokumentation zu erstellen. Wir konnten Szenen in Photoshop bearbeiten oder Schnittebenen nutzen oder Grundrisse und Schnitte mit Anmerkungen versehen. Es gibt so viele Möglichkeiten, wenn das Modell einmal fertig ist. Mich hat SketchUp sofort begeistert. 

Wann wurde SketchUp dann zu Ihrem Standardtool?

Schon bei diesem ersten Projekt. Es war so schön einfach. Man versteht es sofort. Um anzufangen, reicht es völlig, wenn man Gruppen und Komponenten kennt. Inzwischen nutze ich sehr viele Erweiterungen in meinem Arbeitsablauf.

Konzept-Rendering der Alaska Pacific University, Thomas Glacier Training Center.

Konzept-Rendering für ein abgelegenes Ski-Trainingszentrum. Bildquelle: Bettisworth North.

Wie sieht Ihr aktueller SketchUp-Arbeitsablauf aus?

Für die konzeptionelle Gestaltung nutze ich 3D-Primitive, die ich aber stark verändere. Ich arbeite mit vielen Fredo6-Erweiterungen wie FredoScale. Und um Dinge in einem Modell zu kombinieren, eignen sich Volumenkörperfunktionen. Wenn das Projektteam den Startschuss gibt, holen wir das Konzeptmodell üblicherweise in Revit hinein, um einen groben Grundriss zu bekommen. Damit gehen wir zurück zu SketchUp für die Geometrie. Die machen wir dann so schick, dass wir den Entwurf zeigen und ein erstes Feedback von den Kund:innen einholen können. Wir wechseln viel zwischen SketchUp und Revit. Die Entwurfsarbeit machen wir in SketchUp, die Dokumentation in Revit.

„Mit SketchUp können wir schnell und zuversichtlich Möglichkeiten austesten und Entscheidungen treffen.“

Jack Danberg

Ich nenne meine SketchUp-Modelle gern „Hollywood-Kulissen“. Sie haben eine stark ausgearbeitete Ansicht, und die geben wir an unsere Kund:innen weiter. Wenn man sie drehen würde, würde sich das Chaos dahinter zeigen. Das ist ein guter Arbeitsablauf, weil wir in SketchUp schnell Proportionen, Größen, Formen, Texturen usw. austesten können. Details lassen sich später in den Konstruktionszeichnungen festlegen.

Konzept-Rendering der Innenräume einer Bibliothek.

Konzept-Rendering des Student Success Center der University of Alaska Fairbanks. Bildquelle: Bettisworth North.

Welche Programme benutzen Sie zusammen mit SketchUp?

Wir nutzen Enscape für Echtzeit-Renderings. Und Photoshop. Ich bin immer dagegen, zu früh in der Konzeptphase fotorealistische Renderings zu zeigen, weil Stakeholder sich dann oft an bestimmten Details festbeißen. Dann sagen sie: „Das Ziegelmuster gefällt mir nicht.“ Während wir noch überlegen: „Sind Ziegel überhaupt das richtige Material?“ 

Ich habe auch schon Renderings im Aquarellstil entwickelt, und zwar mit dem SketchUp Style Builder. Dadurch entstehen viel sanftere, stilisiertere Bilder, die wir zeigen können. Ich richte in SketchUp eine Szene ein, exportiere ein Bild und verknüpfte es mit Photoshop. Szenen sind gut, weil ich auf diese Weise das Modell aktualisieren, aber immer wieder ein neues Bild im selben Winkel und mit demselben Stil abspeichern kann. So kann ich gut zwischen SketchUp und Photoshop wechseln, ohne jedes Mal das Rendering neu konfigurieren zu müssen.

Schnittebene des Ilisagvik-College-Campus für Arktisforschung.

Schnittebene des Ilisagvik-College-Campus für Arktisforschung. Bildquelle: Bettisworth North. 

Wie kommunizieren Sie üblicherweise mit Ihrem Team und mit Kund:innen?

Derzeit arbeite ich an einem Zentrum für indigene Studien, das zur University of Alaska gehört. Das Designteam besteht aus über 20 Leuten: Ingenieur:innen, Architekt:innen, Landschaftsarchitekt:innen, Innenarchitekt:innen. Wir arbeiten direkt in einem 3D-Modell und besprechen gemeinsam die Details. 

Den Kund:innen zeigen wir Bilder, die wir vorher vorbereiten. Wenn sie dynamischere Visuals brauchen, erstellen wir eine 3D-Animation. Das passiert in der Regel später, wenn das Gebäude bereits fertig entworfen ist. Es ist eher ein Marketinginstrument, um Leute zu begeistern und die Stakeholder zu überzeugen.

Bei institutionellen Projekten – Krankenhäusern, Colleges, Gemeindebauten – gibt es meist einen Facilities Manager, der sich mit dem Entwurfsprozess und Entwurfssoftware auskennt. Dieser Person zeigen wir guten Gewissens auch das SketchUp-Modell, weil sie versteht, dass wir noch die Designoptionen nur vorläufig zu verstehen sind.

3D-Modellstudien der Ferienhütten im Mid-Century-Stil.

Studien der Ferienhütten im Mid-Century-Stil. Bildquelle: Jack Danberg.

Von der Hochschule über den Ascent-Wettbewerb bis hin zu Ihren ersten Karriereschritten: Welche Rolle hat SketchUp für Sie gespielt?

Wenn man seinen ersten Job annimmt, wissen die Arbeitgeber:innen, dass man noch nicht gleich einen kompletten, Satz Konstruktionsdokumente erstellen oder Spezifikationen schreiben kann. Man lernt erst, wie das funktioniert. Man kann die anderen allerdings schon dabei unterstützen, Ideen zu verkaufen – durch Modellierungen, Renderings und kreatives Denken. Mir hat es nach der Hochschule geholfen, dass ich schnell Ideen überarbeiten und Konzept-Renderings in SketchUp erstellen konnte. Deswegen haben die Firmen mich zu Bewerbungsgesprächen eingeladen. So habe ich dann auch meinen ersten Job bekommen. Als ich als Praktikant anfing, habe ich mich auf Grafiken konzentriert. Ich habe immer mehr dazugelernt, schließlich meine Lizenz bekommen und dann erste Teams leiten dürfen. Inzwischen kann ich einfach alles machen. Bei kleinen Projekten mache ich sowohl den technischen Kram als auch das, was mehr Spaß macht: das Entwerfen. 

„An SketchUp gefällt mir, dass es so einfach ist. Man hat nur Flächen und Kanten und kann das Gewünschte schnell und exakt modellieren. Und das ist perfekt. Deswegen ist SketchUp so schnell und agil. Für mich ist SketchUp ein Werkzeug zum Gestalten. Wie digitaler Ton.“

Jack Danberg

SketchUp spielt in allen Projektphasen eine Rolle, auch während der Konstruktionsadministration. Wenn es während der Bauphase Fragen zu einem Detail gibt, modelliere ich das einfach schnell, um es dem Bauunternehmen zu zeigen. Ein Gebäude in 3D zu sehen, ist wirklich hilfreich. Darauf aufbauend können wir die Entscheidung treffen und unseren Zeitplan einhalten, der ja meist sehr eng ist. Deswegen ist es gut, so schnell Probleme lösen zu können. 

Haben Sie Ratschläge für Studierende und Berufsanfänger:innen im Bereich Architektur?

Viele Architekt:innen und Studierende meinen, sehr seriös auftreten zu müssen. Aber es macht doch auch einfach Spaß, Gebäude zu entwerfen. Wenn Sie Leichtigkeit und eine gewisse Verspieltheit in Ihren Entwürfen zeigen, ist das in unserem Beruf ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist superwichtig, nicht nur Ihre Klient:innen zu begeistern, sondern auch Ihre Kolleg:innen und sich selbst. Die Branche hat ein großes Problem mit Burnout. Versuchen Sie, den Spaß an der Arbeit nicht zu verlieren und sich neue Inspiration zu suchen.

KI-generiertes Haus im Wald.
KI-generiertes Haus im Wald.
KI-generiertes Haus im Wald.
KI-generiertes Haus im Wald.
KI-generiertes Haus im Wald.

Ein von Midjourney generiertes Haus im Wald. Bildquelle: Jack Danberg.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit außerhalb der Arbeitszeit?

Ich spiele mit dem KI-Tool Midjourney herum und generiere abgefahrene kleine Häuser im Wald. Daraus mache ich dann SketchUp-Modelle in 3D.

Ich gebe Midjourney verschiedene Prompts, damit das Bild wie ein grobes Gemälde aussieht. Einige dieser Prompts sind richtig schräg. Ich weiß nie, was herauskommen wird. Einmal habe ich gesagt, es soll eine Hütte in Form eines Raupenbaggers generieren. Wenn man genau hinschaut, ergibt das Ergebnis keinen Sinn. Es ist nicht realistisch. Aber Midjourney ist gut, um Ideen und Stimmungen zu erzeugen. Für mich ist das alles noch ein Experiment, aber langsam bekomme ich gute Ergebnisse. 

„Ich glaube, dass wir in Zukunft Seite an Seite mit der KI arbeiten werden. Wie lassen sich die Teile des Bildes zusammenführen? Sie dienen als Inspiration, aber ich muss noch viel selbst überlegen. Und es ist verrückt, wie viele neue KI-Tools auf den Markt kommen. In den nächsten Jahren wird sich, was die KI angeht, in allen Branchen viel verändern.“

Jack Danberg

Ich nutze die Bilder, um in SketchUp eine grobe Form zu haben, und überlege dann, wie der Grundriss aussehen könnte. Meist wird KI-Kunst derzeit für Figurendesign eingesetzt. Sie in einen Arbeitsablauf für architektonische Entwürfe zu integrieren, macht mir viel Spaß. Wenn ich eines dieser Gebäude dann in 3D modelliere, muss ich noch viele Dinge entscheiden, mit denen sich die KI nicht beschäftigt hat. Wenn man sich die Bilder ganz genau ansieht, ist ganz klar, dass sie unsinnig sind. Aber man kann sich trotzdem leicht vorstellen, dass man auf einer Lichtung steht und die Gebäude Treibhäuser sind. Oder etwas ganz anderes, je nachdem, wohin einen die Fantasie trägt. Das ist das Tolle daran: Man wird kreativ. 

Wettbewerbsbeitrag für den Ilisagvik-College-Campus für Arktisforschung.

Wettbewerbsbeitrag für den Ilisagvik-College-Campus. In SketchUp modelliert und in Enscape gerendert. Bildquelle: Bettisworth North. 

2022 haben Sie erneut am 3D Basecamp teilgenommen. Welche Präsentationen haben Ihnen besonders gefallen?

James Akers fand ich toll. Bei ihm ging es darum, digitale Zeichnungen über SketchUp-Modellen anzufertigen und Procreate zu nutzen. Seine Präsentation hat mir gefallen, weil er mit genauso viel Spaß an Entwürfe herangeht wie ich. Er hat über das Modell gezeichnet, es praktisch abgepaust und sich dann aber ganz davon befreit. Am Ende hatte er ein richtiges Gemälde, aber mit Hilfe von SketchUp hat er dafür gesorgt, dass die Perspektive stimmt. Ich zeichne selbst nicht viel digital, aber ich fand es beeindruckend. 

Auch gefallen hat mir JJ Zanetta*. Er hat aus einem SketchUp-Modell ein Aquarellgemälde gemacht – mit einer Reihe von Filtern und SketchUp-Exporten. Das war komplett in 2D. Es gab also keine Rendering-Erweiterungen, nur SketchUp und Photoshop. Nach dem 3D Basecamp habe ich gleich selbst mit diesen Techniken herumexperimentiert.

Wie bewahren Sie sich Ihre Inspiration?

Ich lasse mich von allem inspirieren, was keine Architektur ist. Ich bin ein großer Sci-Fi-Fan. Einer meiner Lieblingsautor:innen ist Larry Niven. Er kann sehr gut beschreiben, wie die futuristischen Gebäude aussehen, die er sich ausdenkt. Das zu lesen, inspiriert mich. 

Auch Produktionsdesign ist spannend, zum Beispiel die Fahrzeuge und Kulissen aus Star Wars. Wenn Sie sich meine KI-Bilder ansehen, beziehe ich mich oft auf ganz bestimmte Produkte: einen orangefarbenen Caterpillar-Raupenbagger, den Podracer von Anakin Skywalker und eine geborgene B-17, die Fliegende Festung. Viele Objekte aus dem Produktionsdesign sind einfach wunderschön. 

Und zu guter Letzt denke ich auch anders über Architektur. Statt Dinge, die es schon gibt, miteinander zu kombinieren, stelle ich mir gern vor, einfach alles für eine bestimmte Verwendung ganz individuell herzustellen. Wie würde ich Räume und Objekte für die Endbenutzer:innen gestalten, wenn ich ganz von vorn anfangen könnte? Das geht natürlich nicht immer, aber es macht mir Spaß, es mir nur vorzustellen. 

Zum Schluss: Wie würden Sie Ihre Philosophie beschreiben?

Keine Egos. Ich glaube nicht daran, seine Arbeitsabläufe für sich zu behalten. Ich glaube auch nicht, dass meine Arbeit etwas völlig Neues ist. Ich denke, dass dieser [KI-Workflow] eine coole Idee ist, und deswegen sollen auch alle damit experimentieren, damit wir alle gemeinsam bessere Dinge bauen.

Harmonie finden

Bei Jack Danberg dreht sich alles um Balance, um ein Burnout zu vermeiden. Künstliche Intelligenz spielt eine Rolle. Stift und Papier spielen eine Rolle. Wenn wir alle Hilfsmittel hinzuziehen, die uns zur Verfügung stehen, finden wir Inspiration aus ganz unwahrscheinlichen Richtungen und können unsere Kreativität nähren. 

Entwurf eines SketchUp-Modells über einem KI-generierten Haus im Wald. 

Nach dem Gespräch mit Jack Danberg nahm sich das SketchUp-Team in seinem wöchentlichen 3D-Modellierungs-Livestream eines der KI-generierten Bilder der Hütte im Wald vor. Im Video sehen Sie, wie man ein düsteres, futuristisches, semirealistisches Bild in einen funktionierenden 3D-Konzeptentwurf umwandelt und welche Rolle die KI in der Architektur und Bauplanung spielen kann. Im Forum können Sie mitdiskutieren und weitere KI-generierte Bilder aus der SketchUp-Community entdecken. 

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*JJ Zanetta ist Teil des Trimble Visiting Professionals Program, mit dem Branchenprofis und Studierende zusammengebracht werden sollen. Unsere Branchenpartner besuchen Hochschulen, um dem Nachwuchs ihr Fachwissen, ihre Arbeitsabläufe, Tools und Best Practices zu vermitteln.

Über den Autor

Seit seinen Anfängen in der Architektur hat sich Dan zum kreativen Multitalent mit einer Vorliebe für Storytelling entwickelt. Wenn er nicht gerade mit Sprache spielt oder seinen Informationsdurst stillt, findet man ihn wahrscheinlich — mit Kaffeebecher in der Hand — im Wald, auf dem Wasser oder irgendwo auf einem Berg.

Profile Photo of Dan Scofield {GERMAN}