Was Holz für nachhaltiges Bauen bedeutet
Skåne, Schweden
Andreas Lebisch ist Architekt und Unternehmensentwickler für nachhaltiges Bauen. Hier gibt er uns einen Einblick in das beachtliche Potenzial, das Holz für nachhaltiges Bauen bietet. Der beste Beweis für Lebischs zukunftsträchtigen Ideen ist sein Sommerhaus, das Kvartshus (auch „Villa Skäret“ genannt). Es wurde sogar auf Grand Designs Sverige vorgestellt.
Foto des Kvarthus in grüner Frühlingslandschaft.
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Nachhaltiges und schönes Design waren für Andreas Lebisch schon immer ein wichtiger Teil seiner Karriere.Der Architekt stellt gern Konventionen infrage – insbesondere wenn es darum geht, gemeinsame soziale und wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern.Wir sprechen mit ihm darüber, welche Auswirkungen seine Arbeit auf den Entwurf und den Bau seines Sommerhauses hatte.
In einem typischen Bauprozess entsteht viel Abfall – aber etwas dagegen zu unternehmen, ist viel schwieriger, als es scheint, weil Veränderungen im Bauwesen nur langsam vorankommen. Man kennt seine Prozesse, man kennt seine Materialien, und so möchte man es beibehalten. Leider ist diese Trägheit mit daran schuld, dass die Baubranche für 39 % aller CO2-Emissionen verantwortlich ist.
„Für die Finanzen eines Projekts verantwortlich zu sein, bedeutet, Ressourcen klug einzusetzen. Jedes einzelne Gebäudeteil muss berücksichtigt werden, und es ist wichtig, nachhaltige Lösungen zu finden, die lange halten und so wenig Emissionen wie möglich verursachen.“
– Andreas Lebisch
In seiner Rolle als Unternehmensentwickler spricht Andreas Lebisch sich für einen mehrphasigen Nachhaltigkeitsansatz aus, der für die Kundschaft seines Unternehmens wirtschaftlich sinnvoll ist.Nach etwas Besserem zu suchen, aber nicht nach Perfektion – das kann dazu beitragen, dass nachhaltige Praktiken schneller in den Mainstream gelangen.
„Bei einigen Projekten stehe ich mit einem Bein tief in alten Traditionen und mit dem anderen in der Zukunft – zusammen können alte und neue Techniken die Zukunft unseres Planeten deutlich verändern.“
– Andreas Lebisch
Bevor seine Firma ein Gebäude baut, wird eine Klimaanalyse durchgeführt, und nach dem Bau eine zweite. Die schwedische Regierung schafft Anreize für leistungsstarke Gebäude, was es einfacher macht, Kund:innen für nachhaltiges Bauen zu gewinnen.
Mit Holz in eine nachhaltige Zukunft
Holz ist in Bezug auf CO2-Emissionen ein hervorragender Baustoff, insbesondere wenn man es mit Stahl oder Beton vergleicht. Soll ein Gebäude wirklich nachhaltig werden, muss der gesamte Lebenszyklus der Materialien berücksichtigt werden. Sie müssen nachhaltig hergestellt werden, während des Bauens umweltfreundlich sein und vor allem auch in der Verwendung gute Leistung liefern.
Holz ist eine erneuerbare, natürlich nachwachsende Ressource, von der es in den schwedischen Wäldern mehr als genug gibt. Es ist CO2-negativ, weil es das Kohlendioxid aus seiner Umgebung aufnimmt und speichert. Stahl und Beton hingegen produzieren bereits während der Herstellung viele Treibhausgase und tun auch nach dem Bauprozess nichts dafür, um das CO2 auszugleichen.
Ein besonders flexibles Material ist Brettsperrholz. Es kann bereits im Werk in Form geschnitten und dann vor Ort schnell zusammengebaut werden. Eine solche Vorfertigung reduziert den Abfall drastisch und sorgt dafür, dass die Kosten im Rahmen bleiben und Zeitpläne eingehalten werden.
Holz sorgt auch für eine angenehme Wohnatmosphäre. Da es durchlässig ist, verändert es sich je nach Luftfeuchtigkeit und bindet überschüssiges CO2 aus der Luft – ein ganz natürlicher Luftreiniger also. Dazu kommt die hohe Dämmqualität, die im Winter warme Räume garantiert.
Nachhaltigkeit trifft auf natürliche Schönheit: das Kvartshus
Um für seine Familie ein Sommerhaus zu bauen, nahm Andreas Lebisch all seine Fachkenntnisse in den Bereichen Entwurf, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zusammen. Es entstand das Kvartshus (deutsch: Quarzhaus).Während der zweijährigen Entwurfs- und Bauzeit wurde Lebisch von Grand Designs Sverige begleitet, einer schwedischen Fernsehserie für Architektur und Design.
Kvartshus – der Entwurf
Wie bei jedem Architekturprojekt sah Andreas Lebisch sich zuerst einmal die Umgebung an.Auf dem leeren Grundstück errichtete er nur eine schlichte Holzplattform und zeltete dort zwei Sommer lang mit seiner Familie, um ein Gefühl für den Ort zu bekommen: Wie veränderte er sich von Tag zu Tag? Welche Bewegung war in der Umgebung außerhalb des Grundstücks zu beobachten? Wie wuchsen und welkten die Pflanzen? Nach und nach wurde ihnen all das vertraut. Und dann war auch klar, wo ihr Zuhause stehen sollte: am höchsten Punkt des Grundstücks, versteckt zwischen Bäumen und Felsen.
Die Landschaft und die dramatischen Klippen am nahen Ufer inspirierten Andreas Lebisch zu seiner ersten Idee:Er wollte ein Haus bauen, das sich als eine weitere natürliche Form in die Landschaft aus Bäumen und Gestein einfügte. Sein Entwurf zeigte schließlich die wie zufällig wirkenden und doch extrem geometrischen Formen eines gewachsenen Kristalls.
„Wir Menschen mögen Symmetrie. Wir mögen Ordnung. Weiter gehen wir bei einem Entwurf normalerweise nicht. Aber die Lage oder die Umgebung sollte für die Struktur eines Gebäudes eine größere Rolle spielen, und deshalb haben wir uns von natürlichen Formationen inspirieren lassen. Ein Baum hat nicht auf beiden Seiten die gleichen Äste. Je nach Wind und Wetter wächst er unregelmäßig. Die Form unseres Hauses fühlt sich natürlich an, weil es sich an seiner Umgebung orientiert.“
– Andreas Lebisch
Um in diesem maximal auffälligen Design ein Gefühl von Ruhe und Symmetrie zu erreichen, arbeitete Lebisch mit einer minimalen Materialpalette: Holz und Glas.Innen und außen ist das Haus komplett aus einheimischer Fichte gebaut, die in vielen Teilen Schwedens sehr gut wächst und im großen Maße für den Bau und als Rohstoff für Papier exportiert wird.
Kleinere Löcher sollte es in der Form nicht geben – um die äußere Form so rein wie möglich zu halten, arbeitete Lebisch mit sehr geschlossenen oder sehr offenen Ebenen.Auch funktionale Details sollten so weit wie möglich verborgen werden, um die ruhige, minimalistische Ästhetik aufrechtzuerhalten. Aber je weniger Details sichtbar sein sollen, desto schwieriger wird die Konstruktion. Zum Beispiel sind alle wasserführenden Elemente auf dem Dach – die Dach- und Regenrinnen sowie die Verbindungssysteme – im Inneren der Struktur versteckt, um das Design pur zu halten.
Andreas Lebischs Frau Anna ist Landschaftsarchitektin.Beide wollten sie die Umgebung des Kvarthus nur minimal verändern, aber Haus und Natur miteinander in Kontakt treten lassen. Um das zu erreichen, bauten sie mehrere Holzterrassen.Um sich ihre Ideen gegenseitig zu zeigen, nutzte das Ehepaar SketchUp.
Fotos des Kvarthus mit seinem Übergang zwischen Innen und Außen.
Mit Holz und Brettsperrholz vom Entwurf zum Gebäude
Andreas Lebisch arbeitete parallel mit 2D-Plänen und seinem 3D-SketchUp-Modell, um sicherzustellen, dass er immer die richtigen Informationen für die Fertigung haben würde.
„Grundrisse sind sehr effizient, aber 3D zeigt einem, wie das Haus aussehen wird. Mit SketchUp kann man gut hin und her wechseln.Beide wollten sie die Umgebung des Kvarthus nur minimal verändern, aber Haus und Natur miteinander in Kontakt treten lassen. Um das zu erreichen, bauten sie mehrere Holzterrassen.
– Andreas Lebisch
Für die Modellierung von Konstruktionsdetails nutzte der Architekt SketchUp.
Nachdem Lebisch seinen endgültigen Entwurf modelliert hatte, schickte er ihn zur Analyse und 2D-Dokumentation an eine Statikfirma.Das geschah recht früh im Prozess, sodass sie gemeinsam herausfanden, dass sie die gesamte Hülle aus dickem Brettsperrholz bauen konnten. Die Struktur würde sich völlig ohne Balken oder Stützen selbst halten. Die äußere Hülle besteht nun aus 25 Zentimeter dickem Brettsperrholz, das gleichzeitig als Dämmung dient, sodass zwischen Hülle und Verkleidung nicht viel zusätzliches Material erforderlich war.
„Weil das Holz ausreichend dämmt, ist das Haus solide, fast wie ein Blockhaus – ein ganz alte Bauweise trifft auf neue Technologien.“
– Andreas Lebisch
In den frühen Phasen seines Entwurfsprozesses wusste Lebisch, dass er Brettsperrholz und Massivholz als Baumaterial verwenden wollte, da es nachhaltiger und leichter zu formen und zu handhaben ist. Das passte am besten zu seinem außergewöhnlichen, von der Natur inspirierten Design, für das besonders viel Freiheit nötig war.Brettsperrholz kann winkel- und millimetergenau vorgefertigt werden und unterstützt so die täuschend einfache Struktur des Hauses mit seiner komplexen Form.
SketchUp-Modell mit Details des Außenrahmens.
„In SketchUp ist es möglich, dreidimensionale Formen zu erstellen, um die einzelnen Elemente dann präzise zurechtzuschneiden.Das ist ein unkomplizierter, unglaublich hilfreicher Prozess.“
– Andreas Lebisch
Das 3D-Modell war ein wichtiger Teil von Lebischs Fertigungsablauf.Da sein Entwurf so viele Seiten und Winkel hatte, hätte es enorm viel Zeit in Anspruch genommen, flache Schnitte des gesamten Gebäudes zu erstellen. Es gab so viele Teile mit so geringen Gradunterschieden, dass es fast unmöglich gewesen wäre, die Präzision aufrechtzuerhalten, die für den Bau eines ganzen Hauses erforderlich war.
Lebisch erkannte, dass die Kommunikation mit der Fertigung am besten funktionierte, wenn er ihnen die 3D-Dateien schickte. Die Verantwortlichen dort speisen sie in die CNC-Maschine einund schickten die 2D-Zeichnungen zur Prüfung an Lebisch zurück.Der glich sie dann mit den Maßen aus seinem Modell ab. Sobald alles bestätigt war, wurden die einzelnen Stücke Brettsperrholz mit der CNC-Maschine zugeschnitten, geschliffen und für den Bau vorbereitet.
Fotos vom Bau des Kvartshus.Klicken Sie auf die Pfeile, um den Fortschritt zu sehen.
Die Fertigungsteam schnitt etwa 110 individuelle Brettsperrholz-Elemente für die Hülle des Hauses zurecht, verpackte sie und lieferte sie auf die Baustelle. Gemeinsam mit der Statikfirma erarbeitete Lebisch den richtigen Ablauf der Konstruktion und visualisierte ihn in seinem 3D-Modell.Die Baumannschaft brauchte dann etwa fünf Tage, um die Struktur Stück für Stück zusammenzufügen – wie bei einem riesigen Holzpuzzle in Form eines echten Hauses.
Als der Rohbau fertig war, war nicht mehr viel zu tun. Die Lebischs entschieden sich auch im Inneren für Holz, um die minimalistische Ästhetik aufrechtzuerhalten und die Nachhaltigkeit ihres Projekts zu stärken.Auch hier kam also Brettsperrholz zum Einsatz, das zwar von einem anderen Anbieter kam, aber auf die gleiche Weise wie die Außenhülle gefertigt wurde. Im Inneren wurde das Holz leicht geschliffen und mit einer dünnen Schicht Weiß behandelt, um ein Vergilben zu verhindern, das auftritt, wenn sich die Holzfasern durch Sonneneinstrahlung zersetzen.
Die Innenräume sind komplett aus Holz. Klicken Sie auf die Pfeile, um verschiedene Ansichten zu sehen.
Die Lebischs entschieden sich, das Äußere unbehandelt und ganz natürlich zu belassen.Gemeinsam mit der Statikfirma erarbeitete Lebisch den richtigen Ablauf der Konstruktion und visualisierte ihn in seinem 3D-Modell.
„Am Anfang war es weißes Holz mit einer unglaublich hellen Farbe, wie frisch geschnittenes Brot. Im Laufe der Zeit wird es außen immer grauer und verändert sich mit dem Wetter. Wenn es draußen nass ist, ist das Holz fast schwarz.“
– Andreas Lebisch
Die Farbe mag sich im Laufe der Jahre verändert haben, aber die Konstruktion erweist sich als stabil und komfortabel.
Das fertiggestellte Haus auf dem höchsten Punkt des Familiengrundstücks.
Dank der strukturellen und dämmenden Eigenschaften des Brettsperrholzes können Andreas und Anna Lebisch und ihre Familie ihr Kvartshus zu jeder Jahreszeit genießen.Und es ist so nachhaltig gestaltet, dass es noch lange vor der Zeit bestehen wird.
Wenn Sie auch mit den neuesten Technologien ein solch beeindruckendes Haus bauen möchten, können Sie SketchUp kostenlos testen.
Über Andreas Lebisch
Andreas Lebisch ist Architekt mit den Schwerpunkten Holzarchitektur, Städtebau und Nachhaltigkeit.Derzeit arbeitet er als Unternehmensentwickler für nachhaltiges Bauen bei ÅWL Arkitekter, einem schwedischen Architekturbüro.Sein Ziel ist es, nicht nur seiner eigenen Firma, sondern Architekt:innen weltweit zu zeigen, wie sich Projekte besonders nachhaltig umsetzen lassen.
„Als Architekt:innen haben wir einen guten Einblick in das Projekt, kennen alle Teile des Gebäudes, können Informationen koordinieren und sammeln und innovative Ideen entwickeln. Gemeinsam müssen wir die Herausforderungen der Gegenwart lösen.“
– Andreas Lebisch
Auf Instagram können Sie die weitere Reise der Familie Lebisch und ihres Kvartshus verfolgen.