Wie Clé Millet mit SketchUp Wettbewerbe gewinnt
Paris, Frankreich
Die Pariser Architekturfirma Clé Millet hat einen interessanten Fokus: Sie kümmert sich um die Restaurierung wertvoller europäischer Gebäude. Paul Millet nutzt SketchUp, um schnelle 3D-Entwürfe und beeindruckende Renderings zu erstellen, mit denen er an Wettbewerben teilnimmt – und sie gewinnt.
SketchUp-Ansichten des Théâtre Marigny. Bildquelle: Clé Millet. Klicken Sie auf die Pfeile, um sich die Bilderreihe anzusehen.
Die Pariser Architekturfirma Clé Millet bewirbt sich immer wieder um die Arbeit an einigen der ikonischsten kulturellen Gebäude Europas, insbesondere wenn es um Theater geht. Dafür nimmt sie an den Wettbewerben teil, die vom französischen Kulturministerium ausgeschrieben werden. Und solche Bewerbungen erfordern Effizienz, Einfallsreichtum und Kreativität.
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Stéphane und Paul Millet. Bildquelle: Clé Millet.
Die Rolle des französischen Kulturministeriums in der Architektur
Für die Entwicklung und Bewahrung alter Gebäude, auf die Clé Millet sich spezialisiert hat, ist in Frankreich das Kulturministerium verantwortlich. Bereits vor Jahrhunderten förderte die französische Regierung Kunst und Künstler:innen – sogar schon vor der Revolution, als noch Königshof und Adel diese Rolle übernahmen. Das moderne Kulturministerium wurde 1959 von Charles de Gaulle gegründet, um das „Recht auf Kultur“ der französischen Bürger:innen festzulegen. Seitdem kümmert es sich aktiv um die Kunst, ob um neue oder restaurierungswürdige, alte Werke.
Außenansicht einer Kirche im französischen Jujurieux und Ansicht des renovierten Innenraums. Klicken Sie auf die Pfeile, um sich die Bilderreihe anzusehen. Bildquelle: Clé Millet.
Seitdem fallen auch Gebäude, die als Kulturdenkmäler gelten, unter die Verantwortung des Kulturministeriums. Da es sich um öffentlich zugängliches Eigentum handelt, muss das Ministerium einen Wettbewerb ausschreiben, um die beste Firma für die Aufgabe zu finden.
Strukturelle Genauigkeit dank 3D
3D-Modell der Kathedrale von Tours. Bildquelle: Clé Millet.
Bei solchen Ausschreibungen geht es um mehr als nur einen schönen Entwurf. Denn die Dokumentation des alten Gebäudes wird nur selten bei jedem neuen Anbau und jeder Renovierung aktualisiert. Die Quellen sind häufig veraltet, unvollständig oder anderweitig fehlerhaft.
Ein gutes Beispiel für eine solche Dokumentation zeigte sich bei dem Wettbewerb um das Chaillot. Das Nationaltheater wurde zwischen 1934 und 1937 in Form eines komplexen, unterirdischen Gebäudes errichtet, das aus mehreren abgeschlossenen Räumen und Sälen besteht. Im Rahmen der Ausschreibung erhielt Paul Millet die Grundrisse und einige Schnitte. Doch als er daraus das 3D-Modell entwickelte, stellte sich schnell heraus, dass die Zeichnungen nicht mit dem aktuellen Gebäude übereinstimmten. Doch zum Glück hatte er ja ein Tool, das ihm half, diese Fehler zu korrigieren und einen korrekten Blick auf das Theater zu erhalten: SketchUp.
Paul Millet erklärt: „Wenn wir das Gebäude in 3D erstellen, verstehen wir viel eher, welche Elemente auf welchem Stockwerk strukturell wichtig sind, weil man sehen kann, was auf den Ebenen darüber gebaut wurde. Das erkennt man nur anhand der Grundrisse nicht.“
Wenn die Ausschreibung nicht alles berücksichtigt
Es kann passieren, dass die Quellmaterialien nicht das einzige sind, das korrigiert werden muss. Manchmal fällt bei Clé Millet auf, dass man auch die Parameter der Ausschreibung infrage stellen muss – und oft führt genau das dazu, dass die Firma gewinnt. Mit SketchUp hat das Team die Möglichkeit, schnell zu überarbeiten und über den Tellerrand zu schauen, um überraschende Lösungen zu finden.
Das Chaillot Théâtre National de la Danse wurde zwischen 1934 und 1937 als unterirdische Struktur mit Vorstellungssälen und Proberäumen erbaut. In der Ausschreibung wünschte das Ministerium sich, dass die Bühne um ein Drittel vergrößert werden sollte. Damit es durch diese Veränderung nicht zu eng für das Publikum wurde, sollte die Zahl der Sitze verringert werden. An eine Vergrößerung des Raumes dachte das Ministerium nicht, weil sich die Bühne im Untergrund befindet und zusätzliche Anbauten über der Erde sich verboten: Das Theater und die angrenzenden Gebäude befinden sich gleich neben dem Eiffelturm, und die Gegend um das Wahrzeichen der Stadt darf nicht verbaut werden.
Google Street View zeigt die Position des Chaillot-Nationaltheaters in Relation zum Eiffelturm. Bildquelle: Clé Millet.
Clé Millet hatte trotzdem einen Vorschlag, um die Bühne zu vergrößern, die Anzahl der Sitzplätze jedoch beizubehalten, damit das über hundert Jahre alte Theater weiterhin allen Interessierten offen steht: Sie schlugen vor, weiter in den Kalkstein zu graben. Mit einem SketchUp-Modell als Referenz zeigten sie, wie man den Untergrund auf sichere Weise ausschachten und gleichzeitig die strukturelle Integrität des Gebäudes verbessern konnte.
SketchUp-Ansicht des Bühnenraums des Chaillot-Nationaltheaters. Bildquelle: Clé Millet.
Als die Jury den überzeugenden Vorschlag von Clé Millet erhielt, änderte sie die Richtlinien des Projekts so ab, dass das Architekturstudio mit seiner bahnbrechenden Idee weiterhin am Wettbewerb teilnehmen konnte. Clé Millet gewann die Ausschreibung und erhielt die Erlaubnis, das Gebäude in diesem kulturell so wertvollen Areal zu renovieren.
Mehr Tempo
Für viele der Wettbewerbe, an denen Clé Millet teilnimmt, gelten knappe Fristen – manchmal nur zwei oder drei Monate ab Erhalt der Ausschreibung –, innerhalb derer das Team zahlreiche Deliverables anfertigen muss. Notwendigerweise richtet Paul Millet seinen Arbeitsablauf deshalb an Geschwindigkeit und Effizienz aus. In SketchUp erstellt er 3D-Modelle, mit denen er seinem Team und später der Jury seine Vision zeigen kann.
SketchUp-Ansicht des Bühnenraums des Chaillot-Nationaltheaters. Bildquelle: Clé Millet.
Paul Millet beginnt die Modellierung mit den vorhandenen Plänen und handgezeichneten Ergänzungen von Stéphane Millet. Er erstellt das SketchUp-Modell von Grund auf, ganz so, wie das Gebäude auf der Baustelle errichtet werden würde. Wenn CAD-Pläne zur Verfügung stehen, holt er sich diese mit dem Revit-Importprogramm von SketchUp hinzu. So spart er Zeit und gelangt schneller zu den wirklich spannenden Aspekten der 3D-Modellierung.
Die Schattenfunktion von SketchUp hilft Paul Millet bei schnellen und dennoch akkuraten Schattenstudien. Um maximale Effizienz und höchsten Nutzungskomfort zu erreichen, ist es immer wichtig zu wissen, wie das Sonnenlicht auf das Gebäude einwirkt.
SketchUp-Ansicht mit Schatten. Bühnenraum des Chaillot-Nationaltheaters. Bildquelle: Clé Millet.
Auch von 3D Warehouse ist Paul Millet begeistert. Er spart viel Zeit, indem er vorgefertigte Modelle für mehr Kontext herunterlädt. Bei dem Modell für das Chaillot-Nationaltheater hat er zum Beispiel die nebenstehenden Gebäude aus 3D Warehouse genommen.
SketchUp-Ansicht des unterirdischen Chaillot-Nationaltheaters sowie das Modell aus 3D Warehouse mit zusätzlichem überirdischem Kontext. Bildquelle: Clé Millet.
Sobald Paul Millet mit dem bestehenden Gebäude fertig ist, modelliert er den neuen Entwurf. Für die Wettbewerbe erstellt er Modelle, Renderings und 2D-CAD-Zeichnungen.
Mehr Flexibilität
Mit Twinmotion erstellte Beleuchtungsstudie eines SketchUp-Modells. Einige Assets (wie der im Hintergrund des Videos erkennbare Grand Palais) stammen aus 3D Warehouse. Bildquelle: Clé Millet.
Flexibilität ist für Paul Millets Erfolg ein wesentlicher Faktor. Alte Gebäude verfügen oft über Unregelmäßigkeiten, die sich in einer strengeren CAD-Software schlecht abbilden lassen. SketchUp ermöglicht ausreichend Flexibilität, um das Modell genauer zu gestalten.
Clé Millet war auch für die Renovierung des Théâtre Marigny verantwortlich, das ursprünglich in einer halbrunden Form für die Darstellung von Panoramabildern gebaut wurde. Um das Jahr 1895 wurde es dann von Édouard Niermans zu einem Theater umgestaltet. Damals zogen die Architekt:innen eine Trennwand zwischen der Bühne und dem Publikum hoch, die jedoch die Balance des Dachrahmens in Gefahr brachte.
1925 wurde ein noch schwerwiegendere Fehler gemacht: Das Holzdach wurde zusätzlich durch eine metallene Kuppel belastet. Da sie aber aufgrund der Gestaltung des Gebäudes nicht zentral eingearbeitet werden konnte, fiel das ganze Dach langsam in sich zusammen.
SketchUp-Innenansicht des Théâtre Marigny. Mit dem Pfeil nach rechts sehen Sie eine Schnittebene des Theaters mit dem schiefen Dach. Bildquelle: Clé Millet.
Als Clé Millet fast ein Jahrhundert später auf den Plan trat, war die gesamte Kuppel in Schieflage geraten. Sie modellierten das Dach und die zusammenfallenden Strukturen ganz genau in SketchUp und legten dann ein Modell ihres Lösungsvorschlags darüber.
Paul Millet integriert auch immer Feedback von Stakeholdern, die nicht viel Erfahrung mit Architektur oder Technik haben. So nutzt sein Büro SketchUp als internes Kommunikationstool, aber auch zur Einarbeitung von Rückmeldungen aus der Jury.
Details in 3D kommunizieren
Rendering der Eingangshalle des Theaters von Saint Omer. Fotos der Eingangshalle des Theaters von Saint Omer vor und nach der Renovierung. Foto: Martin Argyroglo. Bildquelle: Clé Millet.
Paul Millets Blick für Details zeigt sich an seinem Modell des Théâtre Marigny. Die erstellten Visuals sind beeindruckend und lassen einen das Gebäude sofort erkennen. Mit der Software Sculptris gestaltete er Statuen, die vor dem Theater stehen sollen, und fügte sie in SketchUp hinzu. Das Modell können Sie sich hier ansehen.
Die 3D-Modelle von Paul Millet sind während des gesamten Wettbewerbsprozesses hilfreich und können von internen und externen Stakeholdern eingesehen werden. Es ist viel einfacher, einen Entwurf in 3D zu verstehen, statt sich durch die 2D-Dokumentation zu arbeiten. SketchUp erleichtert Visualisierungen und ermöglicht die einfache Präsentation von Ideen – all das hilft Clé Millet immer wieder, neue Aufträge zu bekommen.
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Über Clé Millet
Clé Millet übernimmt historische Renovierungen genauso wie nagelneue Projekte. Mehr dazu finden Sie auf der Website des Unternehmens.
Clé Millet hat sich einem globalen Ansatz verschrieben und ist davon überzeugt, dass gute Architekt:innen Synthesen herstellen können müssen. Das Unternehmen verfolgt eine humanistische Herangehensweise und setzt den Fokus auf hochwertige Servicequalität, ganz unabhängig davon, ob es um große öffentliche Einrichtungen, Gesundheitseinrichtungen, Hotels, Hochschulen oder Wohnraum (von Sozialbauten bis zur Villa) geht.
„Wir gehen diese Wege überzeugt weiter, im Geiste einer Offenheit gegenüber einer sich ständig verändernden Welt.“
– Stéphane Millet, Architekt, Szenograf und Gründer von Clé Millet